Mittwoch, 12. Dezember 2007

Wir machen einen Film!

Angenommen wir hätten alles Unspektakuläre: Kohle, Besetzung, Team, Sendeplatz usw., und es ging nur um die Idee und wir hätten keine zu krassen Vorschriften (wir machen also nix zum nachdenken oder so) sondern wollen einfach nur viele viele Menschen in teils maßlos überteuerte Kinosäle locken (oder vor die Fernseher), sprich möglichst viel Geld verdienen. Dann würde man anfangen zu denken, besser: zu kalkulieren. Ich, Peter Peter, würde mir in etwa denken: „Worauf springt die Zielgruppe (Deutschland) wohl am schnellsten an?“ Da käme mir doch prompt die Antwort: „Titten, Gewalt und leidende Schwache (Kinder, Frauen, Emigranten, Kranke, Alte…)!“.

Ich müsste mir daraufhin auf die Schulter klopfen. Ich würde mich genial finden, ich würde mich vor den Spiegel stellen, mich mit einem zweiten Spiegel aus allen Perspektiven bewundern und immer denken: „Peter du bist großartig!“. Nach diesem Satz würde ich sicherheitshalber aufhören zu denken – aus Instinkt und Gewohnheit.

Naja, meine Genialität in alle Ehren, die Idee wäre doch noch nicht vollständig ausgearbeitet, den Inhalt hätten wir zwar geklärt aber noch fehlte die Systematik. Und die ist am besten doch wohl einfach und durchsichtig, man will ja keinem zumuten ins nachdenken zu kommen. Oder noch schlimmer: den Film nicht zu verstehen. Oder noch schlimmer: einzuschlafen und nicht zu wissen worum es ging und wie es ausging wenn man während dem Abspann aufwacht. Also sind zwei Dinge klar: man muss den Film in einem Satz erzählen können und der Titel muss die gesamte Handlung verraten. (Als zusätzlichen Punkt kommt dem ökonomischen Freund noch: der Film muss fortsetzbar sein, am besten ohne sich großartig zu verändern und noch davor: man sollte an den Titel dazu nur eine Ziffer hängen müssen. Über soviel Spitzfindigkeit ist der Leser womöglich überrascht und fast ein bisschen neidisch. Ich kann dazu nur folgendes äußern: „Ich habe, liebe Freunde, meine Blockbuster gesehen, meine Nachmittage mit Fernsehen verbracht, meine Erkenntnisse sind empirisch beweisbar (das genügt!) und was ich eigentlich sagen wollte: Das Kino- und Fernsehprogramm hat seine Spurrinnen auch bei mir hinterlassen!)

Vielleicht wundert sich der ein oder andere drüber, wieso noch nicht über die Handlung nachgedacht wurde. Aber die Handlung ist klar. Die Person X hat ein/e Problem/Verlangen/Vision, sie wird trotz vieler seltsamer (man könnte auch behaupten: komischer) Rückschläge und Missgeschicke ihr Ziel erreichen, natürlich nicht bevor sie mit einem Partner intim wurde, der offensichtlich attraktiver als sie selbst ist. Nicht fehlen dürfen in Haupt- oder Nebenrollen: der/die Bösen (charakterisiert durch unsympathisches, dummdreistes Auftreten), die Außenseiter (siehe Klammer oben im ersten Abschnitt) samt emotionaler Dämpfer (sonst wirken die „Witze“ nicht), die Lobby (offene und verborgene Werbung für Produkte, Personen, Institutionen, Länder oder Weltteile) und Situationen aus dem alltäglichen Leben, durch Überspitzung und dramatische Musik zu Besonderheiten geschminkt. Ich denke das wärs!

Aber jetzt das endgültige: der Titel (und somit der komplette Film). Ich grübele. Vielleicht: Die Rache des Guten (aber das wär zu unbestimmt, da könnte ja viel passieren). Mein größtes Unglück (Problem der Fortsetzbarkeit, Mein größtes Unglück II klingt nicht besonders.). 10 Dinge die ich gut finde (Zu persönlich). 10 Dinge die DU gut findest (zu individuell). 10 Dinge die ich an dir mag (nööö). Vielleicht keine Zahlen. Vielleicht einfach nur komplett erklären was passiert, vielleicht: „Wie ich einmal bestohlen wurde“ (eindeutig zu langweilig). Wie ich mal im Krieg war (schwieriges Thema). Wie ich einmal den Krieg gewann (keine Nazischeiße).Wie ich einen besten Freund gewinne in 10 Tagen (eindeutig zu dumm). Wie ich einmal Sex hatte (gibt’s bestimmt schon). Noch mal tief Luft holen. Wie ich alle Girls auf einmal vernaschte ohne dabei oder dafür einen Finger zu rühren. Wie ich easy die Welt rettete (beide nicht schlecht aber zu egomanisch, aber Geschichten über den Erzähler ziehen: Forrest Gump). Wie ich in 10 Tagen die Welt rettete (Fast!!). Wie ich das derbste in 24 Stunden machte (zu unbestimmt, zu wenig Zeit!). Wie ich mir in 10 Tagen den Pimmel auf den Kopf wünschte. Stille. Gänsehaut. Meine Vision:

Ich stelle mir den Helden vor, einen Durchschnittsmenschen, mit Haaransatz im mittleren Kopfbereich (damit genug Platz ist und nix da immer dazwischen rumhängt). Und dann die Szene des Films, „der Trailer“. Nachdem der Pimmel am Zielort angelangt ist obwohl man es kurz zuvor nicht für möglich halten konnte, der Held weiß noch nichts von seinem Glück. Und dann: er hat eine letzte Idee, aber es wird ihm kein Licht aufgehen, Nein: ihm wird sich ein Schwanz aufstellen! Wie schön bildlich – wie direkt! Und wie das in unsere Zeit passt: Titten auf Plakaten, Schwänze im Gesicht, wieso nicht!

(Moraldebatte? Welche Moral du Verlierer? Die der schwachen, der alten und kranken? Fortschrittliche Menschen brauchen fortschrittliche Moral! Die der Gerechten, der richtigen – eine Moral des Erfolgs! Gibt dein Leben dir Recht Hippie? Man stellt keine Fragen, man gibt Antworten, es wurde uns so angeeignet, es ist unsere Kulturation!)


Ach ja das Filmende (im Anschluss an die Trailer-Szene) will ich niemandem vorenthalten: :

Der Held verdreht die Augen und sprintet zum nächsten Spiegel, seine Mutter fällt in Ohnmacht, die Nachbarn jubeln, der Präsident schüttelt ihm die Hand (besser so), seine Frau wirft ihm sich um den Hals und er wird was sagen wie: „Hey Darling, hast du meinen Pimmel im Auge?“ Alle jubeln und langsamer Fade-out.

Was hab ich gehört Hollywoods Drehbuchautoren streiken? Na so was…