Mittwoch, 12. Dezember 2007

Wir machen einen Film!

Angenommen wir hätten alles Unspektakuläre: Kohle, Besetzung, Team, Sendeplatz usw., und es ging nur um die Idee und wir hätten keine zu krassen Vorschriften (wir machen also nix zum nachdenken oder so) sondern wollen einfach nur viele viele Menschen in teils maßlos überteuerte Kinosäle locken (oder vor die Fernseher), sprich möglichst viel Geld verdienen. Dann würde man anfangen zu denken, besser: zu kalkulieren. Ich, Peter Peter, würde mir in etwa denken: „Worauf springt die Zielgruppe (Deutschland) wohl am schnellsten an?“ Da käme mir doch prompt die Antwort: „Titten, Gewalt und leidende Schwache (Kinder, Frauen, Emigranten, Kranke, Alte…)!“.

Ich müsste mir daraufhin auf die Schulter klopfen. Ich würde mich genial finden, ich würde mich vor den Spiegel stellen, mich mit einem zweiten Spiegel aus allen Perspektiven bewundern und immer denken: „Peter du bist großartig!“. Nach diesem Satz würde ich sicherheitshalber aufhören zu denken – aus Instinkt und Gewohnheit.

Naja, meine Genialität in alle Ehren, die Idee wäre doch noch nicht vollständig ausgearbeitet, den Inhalt hätten wir zwar geklärt aber noch fehlte die Systematik. Und die ist am besten doch wohl einfach und durchsichtig, man will ja keinem zumuten ins nachdenken zu kommen. Oder noch schlimmer: den Film nicht zu verstehen. Oder noch schlimmer: einzuschlafen und nicht zu wissen worum es ging und wie es ausging wenn man während dem Abspann aufwacht. Also sind zwei Dinge klar: man muss den Film in einem Satz erzählen können und der Titel muss die gesamte Handlung verraten. (Als zusätzlichen Punkt kommt dem ökonomischen Freund noch: der Film muss fortsetzbar sein, am besten ohne sich großartig zu verändern und noch davor: man sollte an den Titel dazu nur eine Ziffer hängen müssen. Über soviel Spitzfindigkeit ist der Leser womöglich überrascht und fast ein bisschen neidisch. Ich kann dazu nur folgendes äußern: „Ich habe, liebe Freunde, meine Blockbuster gesehen, meine Nachmittage mit Fernsehen verbracht, meine Erkenntnisse sind empirisch beweisbar (das genügt!) und was ich eigentlich sagen wollte: Das Kino- und Fernsehprogramm hat seine Spurrinnen auch bei mir hinterlassen!)

Vielleicht wundert sich der ein oder andere drüber, wieso noch nicht über die Handlung nachgedacht wurde. Aber die Handlung ist klar. Die Person X hat ein/e Problem/Verlangen/Vision, sie wird trotz vieler seltsamer (man könnte auch behaupten: komischer) Rückschläge und Missgeschicke ihr Ziel erreichen, natürlich nicht bevor sie mit einem Partner intim wurde, der offensichtlich attraktiver als sie selbst ist. Nicht fehlen dürfen in Haupt- oder Nebenrollen: der/die Bösen (charakterisiert durch unsympathisches, dummdreistes Auftreten), die Außenseiter (siehe Klammer oben im ersten Abschnitt) samt emotionaler Dämpfer (sonst wirken die „Witze“ nicht), die Lobby (offene und verborgene Werbung für Produkte, Personen, Institutionen, Länder oder Weltteile) und Situationen aus dem alltäglichen Leben, durch Überspitzung und dramatische Musik zu Besonderheiten geschminkt. Ich denke das wärs!

Aber jetzt das endgültige: der Titel (und somit der komplette Film). Ich grübele. Vielleicht: Die Rache des Guten (aber das wär zu unbestimmt, da könnte ja viel passieren). Mein größtes Unglück (Problem der Fortsetzbarkeit, Mein größtes Unglück II klingt nicht besonders.). 10 Dinge die ich gut finde (Zu persönlich). 10 Dinge die DU gut findest (zu individuell). 10 Dinge die ich an dir mag (nööö). Vielleicht keine Zahlen. Vielleicht einfach nur komplett erklären was passiert, vielleicht: „Wie ich einmal bestohlen wurde“ (eindeutig zu langweilig). Wie ich mal im Krieg war (schwieriges Thema). Wie ich einmal den Krieg gewann (keine Nazischeiße).Wie ich einen besten Freund gewinne in 10 Tagen (eindeutig zu dumm). Wie ich einmal Sex hatte (gibt’s bestimmt schon). Noch mal tief Luft holen. Wie ich alle Girls auf einmal vernaschte ohne dabei oder dafür einen Finger zu rühren. Wie ich easy die Welt rettete (beide nicht schlecht aber zu egomanisch, aber Geschichten über den Erzähler ziehen: Forrest Gump). Wie ich in 10 Tagen die Welt rettete (Fast!!). Wie ich das derbste in 24 Stunden machte (zu unbestimmt, zu wenig Zeit!). Wie ich mir in 10 Tagen den Pimmel auf den Kopf wünschte. Stille. Gänsehaut. Meine Vision:

Ich stelle mir den Helden vor, einen Durchschnittsmenschen, mit Haaransatz im mittleren Kopfbereich (damit genug Platz ist und nix da immer dazwischen rumhängt). Und dann die Szene des Films, „der Trailer“. Nachdem der Pimmel am Zielort angelangt ist obwohl man es kurz zuvor nicht für möglich halten konnte, der Held weiß noch nichts von seinem Glück. Und dann: er hat eine letzte Idee, aber es wird ihm kein Licht aufgehen, Nein: ihm wird sich ein Schwanz aufstellen! Wie schön bildlich – wie direkt! Und wie das in unsere Zeit passt: Titten auf Plakaten, Schwänze im Gesicht, wieso nicht!

(Moraldebatte? Welche Moral du Verlierer? Die der schwachen, der alten und kranken? Fortschrittliche Menschen brauchen fortschrittliche Moral! Die der Gerechten, der richtigen – eine Moral des Erfolgs! Gibt dein Leben dir Recht Hippie? Man stellt keine Fragen, man gibt Antworten, es wurde uns so angeeignet, es ist unsere Kulturation!)


Ach ja das Filmende (im Anschluss an die Trailer-Szene) will ich niemandem vorenthalten: :

Der Held verdreht die Augen und sprintet zum nächsten Spiegel, seine Mutter fällt in Ohnmacht, die Nachbarn jubeln, der Präsident schüttelt ihm die Hand (besser so), seine Frau wirft ihm sich um den Hals und er wird was sagen wie: „Hey Darling, hast du meinen Pimmel im Auge?“ Alle jubeln und langsamer Fade-out.

Was hab ich gehört Hollywoods Drehbuchautoren streiken? Na so was…

Montag, 26. November 2007

dreipunktnull

Man gibt Kindern keine scharfen Messer in die Hand, oder Waffen, oder Wasserstoffbomben. Alkoholikern schenkt man keinen Kasten Bier, man lädt sie nicht zur Sauftour ein oder bringt ein Fläschchen Wein mit zum Abendessen, auch keinen besonders guten. Die wenigsten Hundebesitzer werfen ihrem Hund den Schlüssel zu, wenn sie selbst keine Lust haben das Auto zu steuern und sagen was wie: "Heute fährst mal du!" oder "Du musst fahren ich bin zu besoffen.".

(Vielleicht sollte man aber einfach mal damit anfangen: den Hund nach Hause fahren zu lassen. Oder wenigstens damit ihm den Schlüssel zuzuwerfen, oder auch nur mit dem saufen. Man müsste nicht mal gut zielen, man könnte den Schlüssel irgendwohin wegschleudern. Anstatt "Fass" könnte man auch gut "Fahr" hinterher schreien, für den Hund dürfte es keinen Unterschied machen. Zumindest bis er den Schlüssel zurückbringt. Dann klopfen wir einfach auf den Fahrersitz und sagen "Platz!". Der Hund blickt uns an, nickt und dann fährt er los. Ansonsten müsste man weitertrinken. In Schweden oder Russland hätte diese Geschichte Potential zum Saufspiel-Renner zu werden, vielleicht auch in Deutschland.)

Wieso erzähl ich das (<- meint alles außerhalb der Klammer)? Naja, es geht um drei unterschiedliche Arten Dinge falsch zu verwenden. Kinder sind unfähig aufgrund einem Mangel an, sagen wir Skills im Umgang mit Messern. Alkoholiker treffen das richtige Mass im Umgang mit Alkohol nicht, außerdem gebrauchen sie Alkohol anders als sie sollten (wir gehen kurz davon aus, dass Alkohol als Genussmittel und nicht Betäubungsmittel gedacht war/ist/sein soll): um sich die Lichter auszublasen anstatt um Essen, Momente oder Abende zu "verfeinern". Hunde sind schlicht (nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand!!) nicht in der Lage ein Auto zu fahren. In den ersten beiden Fällen kann Zufall unterstützend eingreifen, Kinder können sich in Einzelfällen zufällig nicht mit Messern verletzen (bei Wasserstoffbomben ist das so ne Sache...). Einem Alkoholiker kann zufällig nicht nach Alkohol sein (eventuell nach dem bestimmten, vielleicht trinkt er bestimmte Sorten nicht: zum Beispiel unterprozentige), oder er lässt die Flasche zufällig fallen oder er schläft zufällig ein bevor er sie trinkt oder er beschließt zufällig nicht mehr Alkoholiker zu sein. Ein Hund kann eher auch nicht zufällig ein Auto starten, noch am ehesten Kurzschließen, aber lassen wir das. Wissenschaftliche Leser aufgepasst, uns bleiben also drei Arten der Fehlverwendung: den Mangel an Skills, den notorischen Zwang Dinge zu tun die einem und anderen zum Nachteil werden und die einfache Unfähigkeit.

Worauf ich aber eigentlich hinauswill: vielleicht konnte irgendjemand bemerken, dass eine bestimmte Kombination von Zahlen und Schriftzeichen in letzter Zeit mit ausufernder Penetranz durch übertriebenste Dauerbenutzung fehlverwendet wurde: 2.0.

Was wurde nicht alles als 2.0 verkauft: Fernseher, Firmen, Sportmannschaften, Bands, Autos, sogar Schäuble, sogar Tiere, sogar internationale Verträge, sogar Staaten (blablabla...). Kurz bevor mich die Sache anfing zu nerven, stellte ich mir die Frage wie lange dieses 2.0 wohl noch durch die Medien geistern würde. Dann begann mich das Ganze zu nerven und ich musste immer daraufzeigen und laut loslachen. Irgendwann gewohnte ich mir an, den Autor des Textes herauszufinden, seinen Namen in "Google Bilder" einzugeben, und das erscheindende Gesicht auszulachen. Dann ignorierte ich 2.0, in diesem Stadium habe ich bis vor wenigen Stunden ausgeharrt (Aber jetzt bin ich drüber hinweg).

Wieso aber die Geschichte mit der Fehlverwendung? Naja, welcher Typ von Fehlverwendung liegt bei der Vereinigung der Eloquentionisten für futuristischen Spezialgebrauch von technisch angehauchten Neologismen wohl vor? Weniger als drei? NIEMALS!

Nieder mit den eloquentionösen Futuristen! Nieder mit den fundamentalistischen Vokabulören! Wirds nich irgendwann Zeit für Abwechslung, wenigsten Variation des Themas: 2.1 oder zumindest 3.0? Oder erwartet uns erst das 2.0 des 2.0 und dann natürlich das 2.0 davon, undsoweiterundsofort. Oder ist 2.0 etwa längst ein Teil von uns, übergetreten in den normalen Sprachgebrauch (wär ja OK, aber wieso dann diese permanente Überpräsenz), oder ist die Mode längst vorbei und es wird nur noch satirisch verwendet, oder von den letzten Fanatikern oder ist die Retrophase bereits eingeläutet, wegen der verdammten Schnelllebigkeit unserer Zeit (drei L hintereinander!!)? Nein? Dann wirds langsam Zeit für folgendes: Ist 2.0 nicht langsam doch wieder 1.0?

Nein? Dann Finger weg von dem Messer und hör auf zu sabbern wenn ich Dosen aufschneide, da is kein Kirschwasser drin.



*gewidmet Jasper J. Jones

Donnerstag, 15. November 2007

Mcracy!

Schon mal den Radio angemacht und nach fünf Minuten die Wände hochgegangen? Schon mal drüber nachgedacht weshalb? Schon mal die Frage gestellt ob allen Quatschgurken auf Kurz-, Mittel- und Langwellen der Kopf geräumt werden musste, als Vorraussetzung für ihre zweifelshafte Tätigkeit: Menschen mit der eigenen Unfähigkeit zu unterhalten (Es gibt Ausnahmen! Aber wenige!)?

Schon mal in einer Stunde zweimal den gleichen Song gehört, ohne es zu wollen? Schon mal fünf Songs hintereinander für absolut deplatziert gehalten und deshalb für die nächsten fünf gar keine Worte mehr gefunden? Schon mal die Frage gestellt: spielen die eigentlich seit Jahren die selben Musik (Ja! Sie tun es!). Schon mal geschworen nie wieder Radio zu hören? Schon mal den Radio angezündet, zerhackt und an die Wand geworfen? Schon mal einen Bekannten ausgelacht, weil er beiläufig erwähnt hatte, er höre ganz gern Radio? Schon mal überlegt die Runfunk-Gebäude in die Luft zu jagen, oder andere dazu aufzufordern?

Wie dem auch sei (auch wenn nicht alles zutrifft, bist du gefährdet, noch mehr übrigens wenn du bei jedem Satz den Kopf schütteln musstest und dir die Frage gestellt hast was die populistische Scheiße soll...), eines ist mit Sicherheit die (Er)Lösung:

www.mcracy.com

Gott würde nicht Mcracy hören,
er hört Mcracy!

Donnerstag, 1. November 2007

Schönes Kleid für eine Müllhalde mit Stil

Ein Tag in Berlin ist ein Ausflug in einen Gemischtwarenladen mit verschimmelten Ecken und Produkten die sprechen und laufen können. Die Berliner Luft im Vergleich zu andern Städten liefert einen Duft den wir anderswo nicht hätten, auch wenn Städteplaner ganz fest wollten (und endlich lieber Betriebsanleitungen schrieben). Die Einzigartigkeit liegt wohl in der Vielfalt begraben, aber erst erkennt man nichts und durchwühlt einen Tümpel aus Gerümpel. Irgendwann tritt man genervt zwei Schritte zurück und akzeptiert den Tümpel als Ganzes und die Unsystematik als Marke. Das unbestimmte Alles ist Berlin.

Wenn du zwei Stunden durch Straßen läufst und rätselst was sich wohl zum roten Faden entpuppt, bist du in Berlin. Wenn du in Berlin bist, bist du auch in Berlin.

Vollgetaggte Hauswände und überwucherten Grünstreifen, brüchiger Teer, Besoffene die in Hauseingänge pissen, Menschen Menschen Menschen und viele alte demolierte Autos. Mode von in zwei Wochen, die nie ihren Weg in Kleinstädte finden wird, deren Designer dafür voller Zufriedenheit ins Grab spazieren, denn sie waren down mit der Genialität. Döner kaufen macht leider keinen Spaß weil man hinter den inflationären Preisen immer Gammelfleisch vermutet.

In Berlin stirbt man nicht, man wird Teil der Stadt.

Über Vergangenheiten legt sich ein trotziger Mantel mit Blinklichtern in den neusten Farben. Berlin bleibt immer Berlin, scheiß auf Mauern. Die konnten froh sein, dass sie eine Zeit in Berlin haben durfte.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Gerechtigkeit

Manchmal könnte einem bei folgendem Spruch das Kotzen kommen: "Am Ende siegt die Gerechtigkeit!". Nicht nur weil man sich sehr schnell die Frage stellen muss: "Wieso eigentlich erst am Ende?" und dann: "Wann ist das: Ende?" Siegt die Gerechtigkeit am Ende wenn eh alles schon zu spät ist? Kurz vorher? Morgen?

(Die Antwort auf eine oben nicht gestellte Frage könnte lauten: "Nein!". Wenn mich jemand fragen würde wies aussicht mit der Gerechtigkeit und dem Gesamtgewinn, ich würde mein Gewicht auf das linke Bein verlagern, das rechte leicht anwinkeln, den Blick in die Ferne schweifen lassen, ein feierliches Gesicht aufsetzen während ich über meinen Bart streiche und dann Dinge sagen wie: "Also ich hab mal Platon gefickt, der konnte zu diesem Thema ne Menge interessantes Zeug erzählen!" oder "Aristoteles hat das Wort überhaupt erst erfunden, es kam von dem altgriechischen "epsonlyppe" und bedeutet soviel wie "den goldenen König sehen der aus des Nebels Wurzel eine Schaukel des Mutes bastelt." Dumm genug?)

Wir kommen zum Schluss. Die Gerechtigkeit siegt entweder erst wenn es kein später mehr gibt oder nie. Aber zwischendurch wird freundlicherweise immer wieder auf sie aufmerksam gemacht. Belesene Menschen wie die Typen die mich nach Vorlesungen immer wecken, haben dazu ein passendes Zitat: "Die Gerechtigkeit hat (immer dann) die Schlacht aber nicht den Krieg gewonnen!".

Einer dieser Siege war vor kurzem, als irgendne amerikanische Fanzine die schlechtesten Songwriter ever gekürt hat. What an idea! Ehrlich gesagt hatte ich Auszeichnungen wie diese nicht mehr für möglich gehalten. Aber was solls. An dieser Stelle muss ich kurz noch mit Lob besudeln. Denn die ersten zwei Typen an die ich sofort denken musste waren: Robert Plant (Led Zeppelin) und Paul McCartney (solo!). Und: beide sind dabei! Außerdem noch am Start ist Liam Gallagher (wär ich nich drauf gekommen) und an der Poleposition: Sting.

Ich hab übrigens gestern davon erfahren. Ich hatte sehr geruhsamen Schlaf. Mein Wecker erzählte mir nach dem duschen, ich hätte die ganze Nacht gelächelt und in regelmäßigen Zeitabständen geschnurrt wie eine Katze.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Entführung

Sollte es jemanden interessieren weshalb ich mich länger nicht mehr gemeldet hab: ich wurde entführt. Ich weiß nicht genau von wem, aber ich kann den Personenkreis so stark einschränken, dass am Ende nur noch Al-Masri und der CIA übrigbleiben. Da beide ja schon miteinander zu tun hatten, ist es auch nicht mal unlogisch zu behaupten sie könnten unter einer Decke stecken. Dem CIA würde ich das sogar auch zutrauen, Al-Masri allerdings weniger.

Aber die Geschichte zwischen beiden geht weiter, Al-Masri hat versucht den CIA auf Schadensersatz zu verklagen (es geht um die Wahnsinnssumme von 75.000 US-Dollar). Das haben zuerst zwei Zivilgerichte und dann der Supreme-Court abgelehnt. Wer beißt schon die Hand die einen füttert? (Wer kackt schon die Familie an, die einem ein bequemes Leben spendiert). Wer hat eigentlich gewusst, dass die Richter des Supreme-Court vom US-Präsidenten auf Lebenszeit bestimmt werden?

Die Vereinigten Staaten von Amerika vor Denunzianten wie Al-Masri zu schützen ist außerdem ein juristisches Prinzip namens "Political Question Doctrine". Hin und wieder könnte man den Eindruck gewinnen, die amerikanische Verfassung wurde um diesen Grundsatz erschaffen.

Das sind nicht gerade rosige Aussichten, für mich bedeutet das im Klartext garnichts. Schadensersatz kann ich mir hinter die Ohren klemmen, und mit der Wahrheit ist das so eine Sache. Ich sag mal, es ist immer so ein subjektives Ding. Naja. Ich denke Al-Masri wars.

Freitag, 31. August 2007

Paxmann

Eine kleine Argumentationsanalyse für die letzte Paxmann-Sendung auf www.watch-berlin.com:

  1. Schwangere haben ein Recht auf Bauch-Selbstbestimmung.
  2. Menschen haben eine Seele.
  3. Wenn Frauen ein Recht auf Bauchselbstbestimmung haben, dann haben Menschen auch eine Recht auf Identitäts/Seelen/Ich-Selbstbestimmung.
  4. Schäuble will alles von uns wissen.
  5. Er will das wegen dem Terrorismus.
  6. Der Terrorismus ist in der Tat die größte Bedrohung des 21.Jahrhunderts.

Naja, wir ersparen uns mal das auszuwerten, weshalb wohl gerade schwangere Frauen als Beispiel, weshalb das Wort Seele und warum hält Herr Paxmann den Terrorismus für eine große Bedrohung. Egal.

Es geht weiter, mal im Überflug: Paxmann hält Datenspionage für eine schlechte Idee, er findet Leute doof die ihre Daten an youtube, amazon oder watchberlin abgeben, es kommen böse Trojaner die PCs ausspionieren, blabla, immer fleißig mit Kaleidoskopblick usw. Aber dann, es geht weiter, nummeriert in logischen Schritten:

  1. Der Bund schickt die Spionstrojaner.
  2. Die Spionstrojaner verwerten alle Daten.
  3. "Aber jetzt kommt das infame an der Idee" (an der Trojaner-Idee?): Das BKA will falsche Briefe an die Terroristen schicken.
  4. Falsche Briefe sind Datenfälschung! (Zu diesem Punkt gleich mehr)
  5. Die treuen Bürger verfallen, wenn sie den Absender (BKA) lesen, in Ehrfurcht.
  6. Aber Terroristen verfallen nicht in Ehrfurcht und öffnen die BKA-Briefe nicht, auch nicht wenn es ein Haftbefehl wäre.
Ok, Zwischenstopp. Was will uns Mr. "Kamera-zoomt-auf-mein-Gesicht-wenn-ich-was- wichtiges-sage" hier aufs Auge drücken? Schäuble denkt, dass Terroristen gefälschte BKA-Briefe öffnen und wer das glaubt kann auch sonst nur dämliche Ideen haben, ergo: die Trojaner-Idee ist ähnlich schwachsinnig? Wer den Sinn findet hat gewonnen. Aber scheinbar ist alles klar, Paxmann schlussfolgert daraus, im Wortlaut:

  • Paxmann: "Nein, hier macht sich Schäuble einmal wieder lächerlich und tut weit über das Ziel hinausschießen."

Ahja, man könnte sich weiter wundern. Aber Paxmann lässt die Katze aus dem Sack, es geht nämlich um ein Missverständnis! Der Staat hat so wenig wie möglich vom Bürger zu wissen, das ist Paxmanns Überzeugung! Er wiederholt das auch gleich nochmal. Und langsam wird klar woher der Wind weht. Der folgende Monolog ist zufälligerweise von Paxmann in ICH-Form gehalten.

  • Paxmann: "Es geht ihn (den Staat) nichts an wie ich lebe, wie mein Privatleben ist und meine Daten gehören mir, ausschließlich mir!"

Das folgende im Überblick: vor dem Terrorismus wurde das Individuum in Sachen Information geschützt, das muss so bleiben, denn sonst hat der Terrorismus (ER, DER TERRORISMUS) schon den ersten Etappensieg erreicht.

  • Paxmann: "Die Steuernummer die jetzt eingeführt wurde (??), ist wahrscheinlich eine der schlimmsten und effektivsten Maßnahmen um in Zukunft eine Lebensbiographie dem Staat nachzuzeichnen. Je mehr in dieser Lebensbiographie individuelle Daten mit hineingenommen werden, desto mehr hab ich Angst vor diesem Staat."

Verblüffend! Sollte sich diese Kaleidoskop-Veranstaltung als erbitterter Hilferuf des Gemeinwohl-Aktivisten Paxmann herausstellen? Paxmann hat Angst, vor einem Staat?
Aber jetzt kommt das fulminante Ende, der Paxmann- Showdown. Vorher noch der Verweis darauf, dass der Staat auch Missbrauch ausüben kann und die Politik diesen Missbrauch meist auch zu spät merkt und diese beiden Erfahrungen nicht neu sind. (Und wer will das bestreiten?)

Und dann das Ende, High-Noon!

  • Paxmann: "Und deswegen, Hände weg von meinem Ich!"

Ahh! Und dafür den Paxmann-Anzug ausgepackt und den Betonklotz auf die Gemeinwohl-Tränendrüse? Hm.

Donnerstag, 30. August 2007

Unrealismus

Wer im Keller rumcheckt findet Gläser mit Mus. Das ist nichts schlimmes, es sei denn man hätte sich fest vorgenommen ein Bein abzuschneiden wenn man ein Musglas findet. Abgemacht ist abgemacht. Wenn man das Musglas findet muss das Bein jedenfalls weg. Wer diese Geschichte schon dämlich findet sollte sich mal folgendes zu Gemüte führen:

Gotthard Deuse heißt der Bürgermeister von Mügeln. In Mügeln hatte kürzlich ein angetrunkener Haufen (Hobby-)Schläger ein paar Inder ein wenig durch die Stadt gejagt. Dabei soll der eine oder andere Inder wohl ein wenig zu Schaden gekommen sein. So könnte es Herr Deuse formulieren. Jedenfalls wehrt er sich gegen Vorwürfe seine Stadt sei nazimäßig unterwegs. Das hatten unter anderem "Virgina Jetzt" anklingen lassen, die bei einem Protestkonzert vor ein paar Tagen einige viele, für Friedens- oder Linksaktivisten unübliche, Zwischenrufe bemerkten. Als der Bürgermeister dann die Schnitzeljagd als unbedeutenden Zwischenfall abwiegeln wollte, verließen Virgina Jetzt die Bühne (nach dem zweiten Song).

Liberal wie Gotthard Deuse (FDP) ist, kann er Vorwürfe wie diese natürlich nicht auf sich sitzen lassen, er kontert sehr interessant. Diese ganze Debatte sei darauf begründet zu: „Urteilen, ohne die Fakten zu kennen!" Et en plus: "Diese Definition passt auch auf Mügeln, insofern sehe ich Mügeln in der Tat als neues Sebnitz.“

Aha. In Sebnitz war anno 2000 übrigens ein 6-jähriger Junge von (wohl) Rechtsradikalen im Freibad ertränkt worden. Hm. Der Mann hat jedenfalls die richtige Kategorie getroffen. Sinnlose Gewalt gegen Unschuldige in Unterzahl. Komisch ist aber die gewählte Formulierung: Mügeln sei ein neues Sebnitz. Das klingt ein bisschen wie: "Mügeln darf kein neues Versailles werden!" oder auch "Seit gestern wird zurückgeschmissen!". Aber diese Rhetorik kommt unter Umständen nicht ganz von ungefähr und erfreut sich in der "Jungen Freiheit" eventuell bester Gesellschaft. (Aber eben nur rein hypothetisch, also theoretisch, solche Dinge kann man ja nicht Ernst meinen, alles nur bloße Überlegung). Herr Deuse hielt es nämlich für angebracht, dieses Medium zu wählen um die Unschuld seiner Ortschaft klarzustellen. (Zu seiner Verteidigung: er spricht sich darin klar gegen Gewalt aus, hält es aber für möglich, dass die Inder ihren Teil zur Schnitzeljagd beigetragen hätten. Also selbst bisschen Schuld, aber halt nicht angemessen zum Ausdruck gebracht von seinen Ortskameraden)

Mir fällt da die Geschichte mit dem Mus wieder ein. Ich finde Gotthard Deuse verhielt sich in etwa wie folgt: Er nimmt ein Glas Mus mit in den Keller und schreit dann: "Weit und breit kein Mus zu sehen!", schiebt sich das Glas in die Jackentasche und stapft die Treppe zurück hoch. Kurz bevor er das Erdgeschoss erreicht, verliert er das Glas, es zerschellt auf der Treppe, aber Herr Deuse stellt sich davor und meint mit ernster Miene: "Immer noch kein Mus!". Das ist so ironisch, das ist schon fast unrealistisch (die Musgeschichte!!) oder? Na bitte: Unrealismus.

Montag, 27. August 2007

Google-Orakel

Es gibt Dinge die gibts garnicht. Orakel zum Beispiel. Als Thomas Hobbes in die Vergangenheit reiste um den Griechen mitzuteilen (feierlich in Toga, mit langem, weißen Bart und schwebend in einer Wolke), dass das Orakel die Dinge immer absichtlich widersprüchlich oder mehrdeutig formulierte, einfach nur um so viele Möglichkeiten für den erfragten Hergang offen zu lassen (wir kennen das von Wettervorhersagen) wie möglich, da nahm der Grieche an sich einen großen Stein, erschlug wahllos den erstbesten Zyklopen und der fiel dann haargenau auf das Auge des Orakels. Weil das Orkal nichts mehr sah hatte es keine Lust mehr zu prophezeihen und ging.

Jedenfalls muss es sich irgendwie in Google eingeschlichen haben (oder auch nicht, aber dann wäre das ganze sehr unheimlich). Wer nämlich seinen Namen mit einem beliebigen Verb eingibt (je allgemeiner desto besser, das Orakel ist keinen Deut besser geworden) dann erhält man je nach Zeit eine Prognose oder noch besser: eine Berichtigung der Vergangenheit. Einfaches Beispiel:

Heinerhendrix: Heiner hat... (mal einfach anfangen, simples Verb und Gegenwart)

Google-Orakel: ... gar keine Homepage.

Krass, dieses Orakel muss sich im Wesen verändert haben. Es spricht doppeldeutig aber eindeutig die Wahrheit. Ich habe ein Weblog. Das ist keine Homepage (streng genommen). Aber das war auch einfach, wir geben mal bisschen mehr Gas.

Heinerhendrix: Heiner muss...

Google-Orakel: ... nacktsitzen.

Eine Riesensauerei! Ich hab erst nachsitzen gelesen, das wär ja noch gegangen. Aber diese Pornoscheiße mach ich nicht mit. Ich geh in die Bib und beschwör Thomas Hobbes. Das Orakel muss zurückgeschlagen werden!

Donnerstag, 23. August 2007

Wikipedia rocks

Wenn einem langweilig ist, einfach aus überflüssiger Zeit, gibt es wenig sinnvollere Beschäftigungen als auf Wikipedia zu editieren. Erstens steht man damit ja wohl im Dienst der Gesellschaft (vor allem der Referats-Gesellschaft) und zweitens wird man
immer wieder von Fatalitäten wie folgender erschlagen:

"Ein anderer Zusammenhang, aus dem die Entstehung des Begriffes "Krautrock" zu erklären wäre, ist der Umstand, dass in Manuel Göttschings (Ash Ra Tempel) erster Schülerband "Bad Joe" der Bassist Christian Kraut hieß."

Also wenn dieser todessinnvolle Beitrag der Wahrheit entspricht, können wir wirklich froh sein, dass der feine Herr nicht Müller mit Nachnamen hieß (was ja durchaus hätte sein können). Müllerrock wär eine noch komischere Genrebezeichnung, Krautrock hat ja sowas entschuldigendes, die Deutschen machen halt Krautrock. Vielleicht lags ja auch nur am Englisch vieler Sänger, das klang ja teils wie Kraut und Rüben, was aber zu lang war (glücklicherweise).

Seltsam ist außerdem, weshalb man ein Genre nach "BAD JOE" benennt, da wäre Göttschingrock eigentlich naheliegender gewesen. Aber kack die Henne an, das ist ja
auch eigentlich wirklich egal. Hauptsache ist ja, dass was dasteht zu dem Thema. Schließlich behaupten unbekannte Herumstreuner wie Lou Reed, Thom Yorke oder David Bowie, dass sie Ende der 70 nicht viel anderes als Musik aus Deutschland, also Krautrock, gehört haben.
Bad Joe ist also eine Legende...

Animal Collective

Ganz großes Kino: Peacebone. Neues Album ab 10.09.2007. Ich weiß wer es haben wird...

Mittwoch, 22. August 2007

Cha Cha 2000 Delay

Mal im Ernst, i'm a generous person. Ich will niemandem folgendes verschweigen:

http://www.audiolunchbox.com/
http://www.besonic.com
http://www.dooload.de,
http://www.ejamming.com/
http://www.emusic.com
http://www.finetune.com/
http://www.fiql.com/
http://www.fuzz.com/
http://www.goombah.com/
http://www.grooveshark.com/
http://www.haystack.com/
http://www.ijigg.com/
http://www.ilike.com/,
http://www.imusiciandigital.com/
http://www.indabamusic.com/
http://www.jamglue.com/
http://www.jamjunky.com/
http://www.kompoz.com/
http://mosh.nokia.com
http://www.musicmobs.com/
http://www.myspace.com,
http://www.purevolume.com/
http://www.reverbnation.com/
http://www.sellaband.com/
http://www.singshot.com/
http://www.sonific.net/
http://www.splicemusic.com/
http://www.uplayme.com/
http://www.virb.com
http://www.garageband.com/

aber wie mich das so ansieht ist das teilweise ganz schön unpraktisch...

mcracy

Vielleicht ist das Problem bekannt: entweder man bekommt die Musik vorgesetzt oder stresst sich auf myspace mit einem Click für fast jeden Song. Das Abspeichern von guter Musik ist schwer oder unmöglich und die quantitative Bewertung (plays, friends) sind einfach zu faken.

Mcracy scheint für die obigen Probleme eine Lösung zu haben. Jeder User kann jeden Song einmal bewerten, darüber erstellen sich Rankings nach dem Motto: make good music count. Nerds können sich über Instrumente, Soundprogramme usw. in simplen Comment-Feldern unterhalten, andere lassen sich einfach von Musik berieseln. Jeder Track der gefällt wird gespeichert, kann aber auch wieder gelöscht werden. Das klingt alles ganz vernünftig!

Heiner Hendrix

Heiner Hendrix schiebt Stress mit dem Wetter. Wer in Fischgläsern lebt hat die Schnauze voll mit Bedeutunglosigkeiten. Heiner Hendrix kommentiert alles oder nichts. Heiner Hendrix ist ein unehelicher Sohn seiner Eltern. Das wärs.