Freitag, 31. August 2007

Paxmann

Eine kleine Argumentationsanalyse für die letzte Paxmann-Sendung auf www.watch-berlin.com:

  1. Schwangere haben ein Recht auf Bauch-Selbstbestimmung.
  2. Menschen haben eine Seele.
  3. Wenn Frauen ein Recht auf Bauchselbstbestimmung haben, dann haben Menschen auch eine Recht auf Identitäts/Seelen/Ich-Selbstbestimmung.
  4. Schäuble will alles von uns wissen.
  5. Er will das wegen dem Terrorismus.
  6. Der Terrorismus ist in der Tat die größte Bedrohung des 21.Jahrhunderts.

Naja, wir ersparen uns mal das auszuwerten, weshalb wohl gerade schwangere Frauen als Beispiel, weshalb das Wort Seele und warum hält Herr Paxmann den Terrorismus für eine große Bedrohung. Egal.

Es geht weiter, mal im Überflug: Paxmann hält Datenspionage für eine schlechte Idee, er findet Leute doof die ihre Daten an youtube, amazon oder watchberlin abgeben, es kommen böse Trojaner die PCs ausspionieren, blabla, immer fleißig mit Kaleidoskopblick usw. Aber dann, es geht weiter, nummeriert in logischen Schritten:

  1. Der Bund schickt die Spionstrojaner.
  2. Die Spionstrojaner verwerten alle Daten.
  3. "Aber jetzt kommt das infame an der Idee" (an der Trojaner-Idee?): Das BKA will falsche Briefe an die Terroristen schicken.
  4. Falsche Briefe sind Datenfälschung! (Zu diesem Punkt gleich mehr)
  5. Die treuen Bürger verfallen, wenn sie den Absender (BKA) lesen, in Ehrfurcht.
  6. Aber Terroristen verfallen nicht in Ehrfurcht und öffnen die BKA-Briefe nicht, auch nicht wenn es ein Haftbefehl wäre.
Ok, Zwischenstopp. Was will uns Mr. "Kamera-zoomt-auf-mein-Gesicht-wenn-ich-was- wichtiges-sage" hier aufs Auge drücken? Schäuble denkt, dass Terroristen gefälschte BKA-Briefe öffnen und wer das glaubt kann auch sonst nur dämliche Ideen haben, ergo: die Trojaner-Idee ist ähnlich schwachsinnig? Wer den Sinn findet hat gewonnen. Aber scheinbar ist alles klar, Paxmann schlussfolgert daraus, im Wortlaut:

  • Paxmann: "Nein, hier macht sich Schäuble einmal wieder lächerlich und tut weit über das Ziel hinausschießen."

Ahja, man könnte sich weiter wundern. Aber Paxmann lässt die Katze aus dem Sack, es geht nämlich um ein Missverständnis! Der Staat hat so wenig wie möglich vom Bürger zu wissen, das ist Paxmanns Überzeugung! Er wiederholt das auch gleich nochmal. Und langsam wird klar woher der Wind weht. Der folgende Monolog ist zufälligerweise von Paxmann in ICH-Form gehalten.

  • Paxmann: "Es geht ihn (den Staat) nichts an wie ich lebe, wie mein Privatleben ist und meine Daten gehören mir, ausschließlich mir!"

Das folgende im Überblick: vor dem Terrorismus wurde das Individuum in Sachen Information geschützt, das muss so bleiben, denn sonst hat der Terrorismus (ER, DER TERRORISMUS) schon den ersten Etappensieg erreicht.

  • Paxmann: "Die Steuernummer die jetzt eingeführt wurde (??), ist wahrscheinlich eine der schlimmsten und effektivsten Maßnahmen um in Zukunft eine Lebensbiographie dem Staat nachzuzeichnen. Je mehr in dieser Lebensbiographie individuelle Daten mit hineingenommen werden, desto mehr hab ich Angst vor diesem Staat."

Verblüffend! Sollte sich diese Kaleidoskop-Veranstaltung als erbitterter Hilferuf des Gemeinwohl-Aktivisten Paxmann herausstellen? Paxmann hat Angst, vor einem Staat?
Aber jetzt kommt das fulminante Ende, der Paxmann- Showdown. Vorher noch der Verweis darauf, dass der Staat auch Missbrauch ausüben kann und die Politik diesen Missbrauch meist auch zu spät merkt und diese beiden Erfahrungen nicht neu sind. (Und wer will das bestreiten?)

Und dann das Ende, High-Noon!

  • Paxmann: "Und deswegen, Hände weg von meinem Ich!"

Ahh! Und dafür den Paxmann-Anzug ausgepackt und den Betonklotz auf die Gemeinwohl-Tränendrüse? Hm.

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